Betongold wird grün: Was für die Immobilienbewertung von morgen wichtig wird

15.09.2021 Juliane Schälicke

Trotz Pandemie: Die Zahl der Immobilien, die ihren Eigentümer wechseln, ist ungebrochen hoch. Und auch die Immobilienpreise kennen nur einen Weg: nach oben. Laut Angaben des Verbands der deutschen Pfandbriefbanken (vdp) sind in Summe die Preise für Wohn- und Gewerbeimmobilien in Deutschland im zweiten Quartal 2021 verglichen mit den Zahlen aus dem zweiten Quartal 2020 um acht Prozent gestiegen. Bernd Milke, Leiter der Immobilienbewertung in der Berliner Sparkasse, bestätigt: „Verkaufsfälle und Preise steigen auch in Berlin, das liegt insbesondere an der ungebrochenen Nachfrage nach Wohnimmobilien.“

Klimaziele erreichen – auch in der Immobilienbranche

Grüne_Immobilienbewertung_Falk_Rüdiger

Mit der Zahl der Immobilien, die verkauft werden, steigt auch die Zahl der Immobilienbewertungen. Doch nicht nur die Menge nimmt zu, auch die Anforderungen an die Gutachter werden immer komplexer. „Ein Thema, das in den kommenden Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen wird, ist die Nachhaltigkeit“, erklärt Falk Rüdiger, Leiter der Immobilienbewertung im S-Servicepartner. Ein gesellschaftliches Thema, um das auch die Immobilienwirtschaft nicht herumkommen wird. Zu Recht sagt der Experte: „Rund ein Drittel der CO₂-Emissionen in Europa entfallen aktuell auf Gebäude; sie machen rund 40 Prozent des Energiebedarfs aus.“ Ein Bestandteil des Pariser Klima-Abkommens ist, dass bis 2050 der Immobilienbestand in Deutschland klimaneutral sein soll.

ESG-Kriterien fließen in Bewertung ein

Nachhaltiges Investieren steht daher ganz oben auf der Agenda. Die EU-Taxonomie gibt den Weg vor. Nicht nur ökologische Aspekte spielen dabei eine Rolle, auch wurden Kriterien für die gesellschaftliche und soziale Verantwortung im Immobiliensektor definiert. Diese sogenannten ESG-Kriterien werden künftig den Immobilienwert mitbestimmen:

Grüne_Immobilienbewertung_Grafik_ESG-Kriterien

Transfer in die Praxis

„Das stellt Sachverständige vor ganz neue Herausforderungen“, sagt Bernd Milke. „Die Immobilie muss fortan noch ganzheitlicher unter Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet werden.“ Falk Rüdiger ergänzt: „Wir untersuchen aktuell, wie die neuen Anforderungen konkret in der Praxis abgebildet werden können. Die zentralen Kernfragen dabei sind: Welche Unterlagen sind für die Bewertung wesentlich? Welche Surrogate für den Energieausweis gibt es? Kann man vielleicht die Erfüllung der Kriterien auch anhand von Baujahr und Ausstattung ableiten? Wie kann auch dieser Prozess weitgehend standardisiert ablaufen?“ Der Experte ist sich sicher: „Das Thema Immobilienbewertung wird auch weiterhin spannend bleiben und neue Herausforderungen für alle Beteiligten mit sich bringen. So liegt beispielsweise schon der aktuelle Entwurf zur BelWertV-Novelle vor und auch die EBA-Guidelines für die Vergabe und Überwachung von Krediten werden uns fordern.“